Die Wertentwicklung von Immobilienaktien ist im zweiten Quartal 2022 stark eingebrochen. Dies geht aus den jüngsten Zahlen des „Quarterly Commercial Real Estate Market Monitor“ der Bayes Business School (ehemals Cass) hervor.
Angesichts des immer stärkeren Gegenwinds durch die sich verschärfende Energiekrise, den bewaffneten Konflikt in der Ukraine und die steigenden Zinssätze wurden Immobilien stärker als andere Sektoren getroffen: Der Index der „European Real Estate Association“ („EPRA“) verlor 24 Prozent, während europäische Aktien um zehn Prozent fielen.
Die beiden Märkte, die einen besonders starken Rückgang der Performance verzeichneten, waren Schweden (16 Prozent des Index) und Deutschland (21 Prozent des Index).
Angesichts der seit Anfang 2022 anhaltenden Zinserhöhungen war die Emissionstätigkeit auf dem Anleihemarkt bereits Anfang Februar zurückgegangen, nachdem sie 2021 ein Rekordjahr verzeichnet hatte. Im zweiten Quartal wurden insgesamt 3,7 Milliarden Euro an neuen Anleihen emittiert, verglichen mit 18,8 Milliarden Euro im ersten Quartal.
Alex Moss, Direktor des Real Estate Research Centre bei Bayes: „Wie in Zeiten von Marktausverkäufen zu erwarten, war die schlechteste Performance bei großen und hochliquiden Aktien zu verzeichnen. Die größten Aktien verloren 16,5 Prozent, während die kleineren nur 5,7 Prozent einbüßten. Die unterdurchschnittliche Wertentwicklung größerer Aktien, die in der Regel ein höheres Nachhaltigkeitsrating aufweisen, hat dazu geführt, dass Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsaspekte (ESG) in diesem Quartal keinen Einfluss auf die Performance hatten. Gleichzeitig zwingen die hohen Kosten für zusätzliche Schulden die Unternehmen dazu, ihre Geschäftsmodelle von einem kreditfinanzierten Akquisitionsmodell auf ein kapitalschonendes Eigentümer-/Betreibermodell umzustellen.“
Dr. Nicole Lux, Senior Research Fellow bei Bayes, erklärte: „Diejenigen, die im März noch Anleihen emittiert haben, mussten bereits 50 bis 100 Basispunkte höhere Kuponsätze als im Januar 2022 hinnehmen. Indexgebundene Mieterhöhungen können den Druck auf die Immobilienwerte etwas mindern, aber nur, wenn diese neuen Mieten von den Mietern auch tatsächlich gezahlt werden können. Viele deutsche Unternehmen sehen sich zum Beispiel mit Forderungen von Mietern konfrontiert, die Mieten zu senken.“ (DFPA/JF1)
Die Bayes Business School (vormals Cass) gehört zur University of London.