Im Durchschnitt sind die amerikanischen Aktien derzeit mit dem knapp 23-fachen des erwarteten Gewinns bewertet und damit auf dem höchsten Niveau seit der TMT-Blase im Jahr 2000. Dabei gibt es, so die Fondsgesellschaft J.P. Morgan Asset Management, erhebliche Bewertungsdivergenzen zwischen Gewinnern und Verlierern der Krise.
Kurstreiber der vergangenen Monate sind vor allem die sogenannten „Bleib-Zuhause-Aktien“. Denn die globalen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie führten zu erheblichen Veränderungen im Arbeits- und Konsumverhalten. Viele Aktivitäten erfolgen verstärkt von Zuhause aus. Online-Einzelhändler, Technologieunternehmen oder Pharmaunternehmen profitieren von dieser Entwicklung. „Die scharfe Differenzierung der Märkte zwischen Gewinnern und Verlierern der Coronakrise hat zu erheblichen Bewertungsdivergenzen insbesondere zwischen Wachstumsaktien und Substanzwerten geführt“, erklärt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt.
Für Anleger stelle sich nun die Frage, ob die wachstumsorientierten „Bleib-Zuhause-Aktien“ noch realistisch bewertet sind und wann wohl die „Ausgeh-Aktien“ aus Branchen wie Restaurants, Hotels & Freizeit, Öl & Gas oder Luftfahrt, die durch Lockdown-Maßnahmen erhebliche Ertragseinbußen erleiden, wieder Auftrieb bekommen könnten.
Insbesondere auf dem US-Aktienmarkt hing in den vergangenen sechs Monaten der relative Investmenterfolg sehr stark von der Stabilität der Gewinne ab. „,Bleib-Zuhause-Aktien‘ haben sich in diesem Jahr im Schnitt um 25 Prozent besser entwickelt als ‚Ausgeh-Aktien‘“, erläutert Galler. Auf dem US-Aktienmarkt ist der Bewertungsaufschlag von Wachstumsaktien, unter denen viele „Bleib-Zuhause-Aktien“ sind, bei Betrachtung des Kurs-Buchwert-Verhältnisses inzwischen höher als in der Hochphase der TMT-Blase.
Für eine nachhaltige Trendwende weg von den teuren Wachstumsaktien hin zu Substanzwerten müsste nach Ansicht des Marktexperten mindestens eines der zwei folgenden Szenarien eintreten: Erstens müssten nachhaltige Erfolge in der Pandemiebekämpfung erzielt werden, die für die besonders betroffenen Branchen wieder ein normales Geschäftsumfeld schaffen. Doch ob in der medizinischen Forschung in der nächsten Zeit ein Durchbruch erzielt werde, sei höchst ungewiss. Zweitens müsste sich das Wachstum der Wirtschaft so kräftig erholen, dass die Zentralbanken ihre Anleihenkäufe reduzieren und die Renditen der Staatsanleihen am langen Ende wieder ansteigen.
„Die aktuellen geldpolitischen Leitlinien der großen Notenbanken geben keinerlei Anhaltspunkte, dass dies in den nächsten Monaten eintreten könnte. Vielmehr überwiegen aktuell die Sorgen über die weitere Entwicklung der Konjunktur“, erklärt Galler. So könne bei weiterem Andauern der Pandemie die große Bewertungsdivergenz zwischen Growth und Value durchaus noch einige Zeit Bestand haben. (DFPA/TH1)
Quelle: Pressemitteilung J.P. Morgan Asset Management
Unter der Marke J.P. Morgan Asset Management betreibt der international tätige Finanzdienstleistungskonzern JP Morgan Chase & Co. mit Sitz in New York den Geschäftsbereich Vermögensverwaltung. Dieser verwaltet Publikumsfonds sowie institutionelle Mandate.