NN IP identifiziert Marktsegmente und Investmentthemen, die unter einer Biden- oder Trump-Regierung besser beziehungsweise schlechter abschneiden werden. „In der Vergangenheit haben die Märkte unabhängig von der politischen Couleur des Präsidenten gut oder schlecht abgeschnitten. Was am Ende zählt, ist die Wirtschaftslage, die der Präsident vorfindet“, sagt Marco Willner, Head of Investment Strategy bei NN IP. „In den kommenden Monaten werden die Ausbreitung des Corona-Virus, der Umgang damit und die Verfügbarkeit eines Impfstoffs zweifellos wichtigere Markttreiber sein.“
Biden plant, die Unternehmenssteuern von 21 Prozent auf 28 Prozent zu erhöhen, was die Unternehmensgewinne schmälern würde, und über vier Jahre zwei Billionen US-Dollar in Infrastruktur- und umweltfreundliche Projekte zu investieren, um die Kohlenstoffemissionen zu senken und bis 2050 eine Null-Emissions-Wirtschaft zu erreichen. Das Investitionsprogramm käme Sektoren wie Baustoffen, öffentliche Nahverkehrseinrichtungen und anderen Investitionsgütern zugute sowie Unternehmen, die die Energiewende unterstützen, zum Beispiel in den Bereichen Elektrizität, Erneuerbare Energien und Versorgungsunternehmen. Diese Pläne würden auf Kosten der Unternehmen für fossile Energieträger und der Automobilhersteller gehen. Die Autobauer könnten strengeren Emissionsvorschriften unterworfen werden, was zu einem Investitionsanstieg bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen führen würde.
Trumps Politik richtet sich auf Unternehmenssteuervergünstigungen, mit denen Arbeitsplätze in die USA zurückgewonnen werden sollen. Es sei zu erwarten, dass der Schwerpunkt weniger auf der Regulierung des Finanzsektors liegt. Ein Sieg von Trump würde auch einen wohlwollenderen Umgang mit der Erdölindustrie bedeuten, heißt es im Marktkommentar. Energie-, möglicherweise Finanz- und wahrscheinlich Technologiewerte würden unter Trump besser abschneiden als unter Biden, obwohl Trump den marktbeherrschenden Technologieunternehmen sowie Kommunikationsdienstleistern voraussichtlich strengere kartellrechtliche Vorschriften auferlegen würde. Die Gesundheitsbranche werde wahrscheinlich unter beiden Wahlergebnissen leiden, so die Einschätzung der NN IP-Experten. Die Arzneimittelpreise werden unter die Lupe genommen werden, und beide Kandidaten wollen Änderungen am Affordable Care Act vornehmen, wenn auch auf entgegengesetzte Weise.
Auch in der Außenpolitik dürfte die Regierung Bidens einen konventionelleren, weniger konfrontativen Kurs. Bei den Beziehungen zu China hinsichtlich des Transfers von geistigem Eigentum sind sich beide Parteien jedoch einig. Unter dem Strich könnte eine Biden-Regierung den nicht-amerikanischen Aktienmärkten mehr nutzen als dem US-Aktienmarkt.
„Alles zusammengenommen kommen wir zu dem Schluss, dass eine Biden-Regierung für einen reflationären Handel von Vorteil wäre. Zyklische und Value-Sektoren könnten outperformen. Der Finanzsektor könnte, selbst wenn er stärker reguliert wird, durch eine Versteilung der Zinskurve unterstützt werden – soweit die Federal Reserve dies erlaubt. Wir erwarten auch einen kräftigeren Impuls für nachhaltige Investments. Aber der Realisierungsgrad der Wirtschaftsprogramme wird von der Zusammensetzung des Kongresses abhängen. Eine gespaltene Regierung würde die Pläne beider Regierungen schwächen und die Politik dem Status quo viel näher bringen.
Die US-Wahl ist ein wichtiges Ereignis, das den politischen Rahmen für die nächsten vier Jahre festlegt, aber sie ist nur einer der Faktoren, die die Aktienmärkte beeinflussen. Die wichtigsten mittelfristigen Aktientreiber bleiben die Gewinnentwicklung und die geldpolitischen Rahmenbedingungen. An beiden Fronten sehen wir Grund zum Optimismus. Die Konsenserwartung von 30 Prozent für das Wachstum der Unternehmensgewinne im nächsten Jahr ist realistisch, wenn ein Impfstoff gegen Mitte 2021 eine Normalisierung der Wirtschaft ermöglicht. Es wird erwartet, dass die Federal Reserve Bank unter ihrem neuen durchschnittlichen Inflationsziel ihre Zinsen so lange wie möglich niedrig halten wird. Fügt man zu dieser Gleichung noch eine attraktive Risikoprämie für Aktien und eine vorsichtige Positionierung der Investoren hinzu, dann könnten die Märkte einen Aufschwung erleben, sobald die Ungewissheit der Wahlen hinter uns liegt. Hoffentlich in zwei Wochen – unabhängig vom Wahlergebnis“, so die Experten von NN IP. (DFPA/JF1)
Quelle: Marktkommentar NN IP
NN Investment Partners (NN IP) ist der Asset Manager der niederländischen NN Group N.V. NN Investment Partners hat seinen Hauptsitz in Den Haag und verwaltet insgesamt rund 285 Milliarden Euro Assets under Management für institutionelle Kunden und Privatanleger weltweit. (Stand: 30. Juni 2020)