Die europäische Rüstungsindustrie befindet sich in einer bemerkenswerten Wachstumsphase und lässt die US-Konkurrenz hinter sich. Dies geht aus einer aktuellen Analyse des Vermögensverwalters WisdomTree zur Berichtssaison großer Verteidigungsunternehmen hervor.
Im ersten Quartal erzielten Unternehmen wie Rheinmetall, Leonardo, Thales und Airbus ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 22,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – nahezu doppelt so hoch wie die 12,4 Prozent der US-Pendants. Die Auftragsbestände europäischer Anbieter entsprechen mittlerweile fast dem Vierfachen eines Jahresumsatzes. Pierre Debru, Research-Chef bei WisdomTree Europa, kommentiert: „Der Sektor hat den Sprung von politischer Ankündigung zu konkreten Resultaten geschafft.“
Angetrieben wird der Boom durch gestiegene Verteidigungsausgaben infolge geopolitischer Unsicherheiten sowie industriepolitische Vorgaben aus Brüssel. Die NATO-Mitglieder Europas investierten 2024 rund 326 Milliarden Euro in Verteidigung – ein Plus von 17 Prozent. Der MSCI Europe Aerospace & Defence Index verzeichnete seit Jahresbeginn eine Wertsteigerung von etwa 60 Prozent, während der US-Index nur 20 Prozent zulegte.
WisdomTree sieht den Aufwärtstrend als langfristig strukturell verankert. Faktoren wie Nachholbedarf bei Munition und Ausrüstung, Zweifel an den US-Sicherheitsgarantien sowie politische Forderungen nach mehr europäischer Souveränität spielen eine entscheidende Rolle. Weitere Branchenkonsolidierungen und technologische Investitionen werden den Sektor nachhaltig stärken.